Beltane, ein Fest des Lebens steht vor der Tür. Nach keltischer Tradition ist dies ein Vollmondfest, das den Übergang vom lebenskeimenden Spätfrühling in den Sommer der Fülle und Fruchtbarkeit zelebriert. Allerorts werden als Dank und Huldigung für die reichen Gaben unserer Mutter Erde überschwängliche Feste gefeiert. Suchen wir nach dem Ursprung unserer Jahreskreisfeste, stoßen wir auf unsere indogermanischen Vorfahren, die Kelten. Die keltische Kultur bestand aus einer Vielzahl von in Europa verbreiteten Stämmen . Allen gemein war ihre hochentwickelte Kultur und ihre ausgeprägte Naturverbundenheit. Die Natur spielte im Leben und im Bewusstsein unserer Ahnen eine zentrale Rolle. Sie fühlten sich mit jedem Lebewesen, jeder Pflanze, jedem Baum, sogar jedem Stein innigst verbunden und spürten die innewohnende göttliche Kraft, die Pflanzengeister und Naturwesen. Die Druiden, die sogenannten Eichenkundigen, hatten die höchste Stellung in der keltischen Gesellschaft. Sie waren die Gesetzgeber, Priester, Mediziner, Sternkundige und fungierten als Naturvermittler, als Sprachrohr der Botschaften und Weisheiten aus der Natur. Vor allem Wälder und Bäume waren ihnen besonders heilig. Viele Kirchen befinden sich auf ehemaligen Kraft- und Kultplätzen unserer Vorfahren, den sogenannten Heiligen Hainen, an denen Versammlungen, Rituale und Feste stattfanden. Heute suchen wir unter der Dorflinde Ruhe und Frieden, anno dazumal wurde die friedvolle Aura der Linde zur Wahrheitsfindung und gerechten Urteilssprechung genutzt.
War der Preis für den technischen Fortschritt der Verlust unserer Fähigkeit, die Sprache der uns umgebenden Natur zu verstehen? Die Seßhaftwerdung unterstützte die Tendenz des zivilisierten Menschen nach Vereinfachung und Bequemlichkeit. Unsere feine Sinneswahrnehmung, unsere innewohnende Intuition ist schlichtweg nicht mehr überlebensnotwendig, da wir auf der Jagd nach Nahrung in unseren Hausgärten und Supermärkten keinen lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt sind. Das Vertrauen in unser eigenes Empfinden wurde durch den festen Glauben an die Wissenschaft ersetzt. Und doch sind wir nicht von der Natur abgekoppelt, auch wenn es manchmal so scheint. Dies ist gar nicht möglich, da wir selber Teil der Natur sind. Unsere Fähigkeit, nicht Messbares oder Unsichtbares mit unseren angeborenen Sinnen zu Fühlen ist hinter einem dichten Schleier, gewebt aus den vielen Umweltreizen, versteckt. Der einzige Weg durch dieses Dickicht zurück zur Natur führt über die Stille. Wecken wir den Druiden, die Druidin in uns. Suchen wir so oft wie möglich Orte in der Natur auf, an denen wir uns wohlfühlen, um still zu sein. Wir werden staunen, wie gesprächig die Natur sein kann und wie schnell wir wieder lernen, diese wunderbare Sprache zu verstehen.