ELEMENTARES SPIEL DER LIEBE

Welch natürliche Ehrerbietung mir doch zu Teil wurde. Sogar jetzt noch, nach geraum verstrichener Zeit, rieseln wohlige Gänsehautschauer durch meine Körper-, Geist- und Seelenzellen und lassen mich erinnernd das wahrhaftige Leben voller Sinnesfreuden erspüren.

Begonnen hat alles – wie so oft – völlig arglos im Lieblings-Strandcafe meiner Wahl auf der kapuzinerkressebedeckten Vulkaninsel Madeira. Nebenbei muss ich ehrlicherweise erwähnen, dass es sich um die einzige Location direkt mit Blick auf´s nackte Atlantikufer handelte.

Da der Mensch zur Gattung Gewohnheitstier zählt, konnte ich bereits ab dem 2. Urlaubstag nicht mehr ohne mein Espada-Sandwich mit portugiesischem Cafe zum 11 Uhr-Frühstück überleben.

Geschichte am Rande für den Beweggrund meiner Madeira-Urlaubskur: Vor 2 Jahren hatte ich eine etwas heftige ungeplante Entschlackungskur nach dem Genuss eines nicht mehr koscheren Degenfisches (Espada) in Österreich. Um meinem Traumata ein Ende zu setzen, entschloss ich mich nun zu einer heilsamen „Reha“ auf Madeira – der Heimat des Hochseefisches. Die aus eigener Tasche bezahlte Therapie kann ich im Nachhinein betrachtet als gescheitert bezeichnen, da die einstige Aversion nun durch eine Fisch-Sucht ersetzt wurde. Das war nicht unbedingt mein Therapie-Ziel.

Doch heute, passend zur Sonnwend, die im Zeichen der Liebe, Vereinigung, Fruchtbarkeit und der naturgegebenen Erotik steht, möchte ich euch an einem völlig anderen dramaturgischen Szenario teilhaben lassen.

Während ich nach meiner Therapiesitzung im Strandcafe verdauungsbedingt meinen sinnentleerten Blick über das ozeanische Meer segeln ließ, beobachtete ich wie ein neckischer Windhauch anheimelnd das weiche morgenjugendliche Wasser streichelte. Es schien mir fast so, als liebkosten und küssten sich die Beiden. Und schon war ich in medias res, inmitten eines Naturschauspiels der Sonderklasse, 1. Reihe fußfrei. Ich war völlig unerwartet Voyeurin eines im Nachhinein betrachtet alltäglichen Liebesspiels der Elemente, welches erst zart und sanft, doch zunehmend heftiger und wilder unzählige lebendige Wellenkinder gebar. Und wie Menschenkinder erfreuten sie sich ihres Lebens, ohne Rast und Ruh´, hüpften lachend in die Freiheit, ohne Rück- und ohne Vorsicht, als gäbe es kein Gestern und kein Morgen. Manche Windwasser-Kids wurden schnell müde und legten sich mit dem Atem von Vater Wind in den Schoß der Wassermutter. Doch die meisten ließen sich von den Naturkrafteltern nicht zügeln, sondern zogen ungezogen konzentrisch in die Ferne.

Unaufhörlich, aber weithin hörbar war das liebende Spiel der kreativen Lüfte mit dem tanzenden Meer. Unvorhersehbar, unerwartet, unkontrollierbar. Während sich die beiden Turteltauben feucht und windig vergnügten, badete sich das universelle Sonnenfeuer in abertausenden Sternensplittern im vom Liebesspiel aufgewühlten Meeresspiegel und erfreute sich wärmenden Gemütes an den ausgelassenen Freiheitsgeistern.

Die kraftvollen Strahlen der himmlischen Energiekugel trafen auf die großen und kleinen Felsen, die schwer und unbeeindruckt aus dem Atlantik ragten, grundfest verankert in Erdenmutters Boden. Das turbulente Spektakel konnte das vulkanische Urgestein keineswegs aus dem Phlegma der Gelassenheit wecken. Und ob Lüftchen, Winde, Stürme oder Böen, der Stein der Geduld bewegte sich standortgetreu keinen Millimeter und meditiert vielleicht heute noch über seine ihm zugedachte Rolle als ausgleichender Ruhepol im dynamischen Liebesspiel der Elemente.

In diesem Sinne wünsche ich euch ebenso viel lustvoll inspirierende Phantasiespielerein beim Beobachen der alltäglichen Naturwunder!

Sandra